Unsichtbare Helfer

Ein Gottesdienst ohne Orgelmusik,

 ja, da fehlt etwas!

 

 

Thomas Mählmann, 21 Jahre alt, unser Organist und Orgelspieler ist sonntäglich auf dem Orgelboden und begleitet unseren Gottesdienst musikalisch. Ein Gottesdienst ohne Orgelmusik, ja, da fehlt etwas. Nicht nur, damit uns das Singen leichter fällt, sondern Orgelmusik bereitet eine eigene Aura, die nicht nur hör-, sondern auch fühlbar ist in der Kirche.


Verwundert darüber, dass ein 21-jähriger junger Mann jeden Sonntag seine Zeit investiert in Orgelspielen.

 

Auf die Frage, woher das kommt, antwortete er mir, er habe schon vorher Klavier gespielt und war fasziniert von der Orgel. Die Orgel sei viel vielschichtiger als jedes andere Instrument. Die Größe, die Komplexität, das irrsinnige Klangvolumen habe ihn so gereizt und fasziniert, dass er gerne die Gottesdienste musikalisch begleite. Die Orgel klinge manchmal wie ein ganzes Orchester, obwohl er alleine dort oben sitze. Ja, es bereite ihm Freude, sagte er mir im Gespräch, wenn wir Gottesdienstbesucher uns darüber freuen, dass der Gottesdienst musikalisch begleitet werde. Auf die Frage, ob er denn nur geistliche Musik spiele und ob er sich nicht vorstellen könne, auch moderne Musik in der Kirche während des Gottesdienstes zu spielen, entlockte Thomas ein Lächeln im ganzen Gesicht. Ja, das mache er manchmal, manchmal spiele er moderne Musik auch von ABBA oder Michael Jackson während der Kommunion ohne Gesang und er freue sich darüber, dass das möglich ist.

 

Auf meine Frage, ob er nicht Unterstützung gebrauche, sagte Thomas: „Beim Orgelspielen sei die Tür zum Orgelboden immer auf und er freue sich über jeden, der daran Interesse habe und den Weg nach oben auf den Orgelboden finde, denn gerne würde er junge Leute für das Orgelspielen begeistern.“

Während des ganzen Gottesdienstes hatte ich Thomas beobachtet beim Orgelspielen und gespürt, dass er in dem Moment, wo er sich hinter seine Orgel setzte und die Tastatur bediente, er in eine andere Welt abtauchte, die ihm scheinbar gut tat.

 

Ja, ich bedankte mich und sagte ihm, dass wir alle dankbar sind und uns freuen, dass er seine Talente für den Gottesdienst einsetzt.

 

Seitdem der Gottesdienst von St. Michael bei mir Zuhause auf dem Fernseher übertragen wird, seitdem gehöre ich wieder dazu – Frau M. vom Splitting.




Mit der Christmesse 2023 jährt sich die Inbetriebnahme des Livestreams der Sonntagsmesse in der St. Michaels Gemeinde. Mit Hochdruck war zu Weihnachten 2022 erfolgreich versucht worden das Übertragungssystem zu installieren, damit Gemeindemitglieder, die aus welchen Gründen auch immer, nicht zum Gottesdienst teilnehmen können, diesen im Wohnzimmer auf ihrem Fernseher live miterleben. Nachdem der Kirchenvorstand die nötigen finanziellen Mittel für Computer, hochauflösende Videokamera, Mischpult usw. genehmigt hatte, tat sich ein ganz anderes Problem auf, die Internetleitung. Die Kirche St. Michael hat überhaupt gar keinen Internetanschluss und der Internetanschluss an der Umländerwiek und am Splitting, den man hätte erwerben können, reicht bei weitem nicht aus, um eine Videofilm-Liveübertragung in die Haushalte zu organisieren. Hierfür sind Leitungen im Gigabit-Bereich notwendig. Also musste per Richtfunk die Internetanbindung oben in den Glockenturm übertragen und von dort mit einem Internetkabel wieder nach unten auf den Orgelboden geleitet.

Auf dem Orgelboden ist die Kamera an der Brüstung fest installiert und kann von dort den gesamten Altarraum aufnehmen. Simon Eissing hat mit großem Engagement zusammen mit Alois Hockmann die Technik und Richtfunkantenne installiert, sodass es gelang zur Mitternachtsmesse am 24. Dezember den Gottesdienst zu übertragen. Seitdem gab es immer wieder einzelne technische Probleme, die aber allesamt gelöst werden konnten.

Der Priester und die Lektoren werden innerhalb der Kirche über eine Funkverbindung auf den Orgelbogen in den Computer übertragen, sodass die Sprache sehr gut zu verstehen sind.

 

Die Übertragung der Orgelmusik ist immer noch ein technisches Problem. Zur Zeit steht ein Mikrofon auf dem Orgelboden, welches mehr schlecht als recht die große Bandbreite der Kirchenorgel übertragen soll. Das Engagement von Maria Kleinhaus hat zu einer technischen Lösung geführt, sodass die Orgelmusik oder aber auch die Kolpingkapelle in ihrer musikalischen Bandbreite nun gut übertragen werden können.

 

Das System war gerade installiert, da kam auch schon die erste WhatsApp: „Opa ist glücklich, Opa ist wieder in seiner Kirche dabei.“

 

Ganz spannend war zu sehen, wie viele Gemeindemitglieder schauen sich den Gottesdienst live an und wie viele schauen sich im Laufe einer Woche den Gottesdienst nachträglich an. Während am Sonntag in der Regel 32 Haushalte zugeschaltet sind, wahrscheinlich (wir wissen ja nicht, wie viele Personen hinter einer solchen Zuschaltung am Fernseher sitzen) also 60-80 Teilnehmer, so war es für uns überraschend, dass der normale Sonntagsgottesdienst ungefähr 160 Mal aufgerufen wird. Die Christmesse wurde über 1.000 Mal angesehen.

 

Nach einem Jahr können wir festhalten, das Installieren und die sonntägliche Übertragung des Gottesdienstes haben sich gelohnt. Wenn sonntags rund 80 Teilnehmer im Gottesdienst sitzen, sind noch einmal 80 zuhause dazugeschaltet und weitere 100 Personen schauen sich den Gottesdienst im Laufe der Woche an. Ob hierbei die eine oder andere Tagespflege oder ein Altenheim mit einer größeren Zahl an Bewohnern den Gottesdienst verfolgen, können wir leider nicht eruieren.

Simon Eissing sitzt sonntags oben auf dem Orgelboden und führt die Regie der Übertragung. Gesucht wird noch eine weitere Person, die bereit ist, die Übertragung durchzuführen.